Zeitgenössische Wachstumskritik aus wirtschaftsphilosophischer Perspektive
Abstract
Über 50 Jahre sind seit dem Erscheinen des ersten Berichts für den Club of Rome (1972) vergangen. Kritik am ökonomischen Wachstum ist mittlerweile weitgehend etabliert. In der akademischen und öffentlichen Debatte stehen sich indessen verschiedene Lager gegenüber. Anhänger eines Postwachstums gelten dabei gemeinhin als radikalste Wachstumskritiker. Selten wird jedoch die zeitgenössische Wachstumskritik selbst einer kritischen Untersuchung ausserhalb des Denkens in Lagerkategorien unterzogen. Stattdessen gilt auch in der Postmoderne die Devise der Nicht-Überschreitung planetarer Grenzen als ein verbliebener und akzeptierter normativer Rettungsanker mit Absolutheitsanspruch. Die vorliegende Arbeit seziert die weltanschaulichen Vorannahmen hinter der heutigen Wachstumskritik. Aus wirtschaftsphilosophischer Perspektive erweisen sich die Postwachstumsargumente bei genauer Analyse als selbstwidersprüchlich. Die Wachstumsdynamik kann so nicht überwunden werden, sondern wird im Gegenteil sogar perpetuiert. Die Ursache liegt dabei in der cartesianistischen Reduktion der Wachstumsfrage auf einen rein quantitativ und entsubjektiviert gedachten Problembereich.